Wie und wo ich lebe.
Und warum ich bis jetzt nicht besonders viel dazu geschrieben habe.
Wo fange ich hier am Besten an? Was meinen Wohnort und meine Situation hier angeht ist viel passiert die letzte Zeit, noch dazu, habe ich darüber ja noch nicht wirklich was geschrieben, also fange ich mal der Reihe nach, zu Beginn meiner Zeit in Belgien, an:
Wie ihr euch vielleicht erinnert, habe ich die ersten Nächte in der WG vom Sohn des Direktors geschlafen. Ich erwähnte auch noch, meine neue Gastfamilie kennenzulernen und danach habe ich nichts mehr berichtet.
Nun, ich habe mich bei dieser Familie nicht sehr gut aufgehoben gefühlt. Abgesehen von ein paar konkreten Dingen stimmte die Chemie einfach nicht und wenn man sich nicht wohlfühlt, dann ist das kein Ort, an dem man gerne ein Jahr bleiben möchte. Noch dazu lebten sie in Halle, das ist eine kleine Stadt in Flandern, südlich von Brüssel. Mit dem Bus brauchte man etwa 30 Minuten bis zum Rand der Stadt (und damit zur Schule) und etwa eine Stunde bis man fast in der Innenstadt war.
Den Wunsch dort wegzuziehen habe ich schon am zweiten Tag geäußert, sodass quasi von Anfang an feststand, dass ich dort nicht bleiben würde. In der Hoffnung, am nächsten Wochenende bestimmt umzuziehen, habe ich dann den folgenden ersten Monat aus dem Koffer gelebt. Bin abends „nach Hause“ gegangen, ohne dort zuhause zu sein, wo ich fast lieber in der Schule geblieben wäre und habe versucht nicht die Hoffnung aus den Augen zu verlieren, dort möglichst bald wieder wegzukommen.
Es stellte sich aber recht schnell heraus, dass die Suche nach einem neuen Zimmer und Wohnort für mich sich schwieriger gestaltete als ich am Anfang angenommen hatte. Erst dachte ich „eine Woche ist schon lang, um was neues zu finden“ und jetzt kann ich fröhlich behaupten schon (und doch auch endlich) nach einem Monat etwas neues gefunden zu haben.
Meine Betreuerin und ich haben WG Seiten durchforstet, um ein Zimmer zu finden, das scheiterte meistens aber an den hohen Preisen einer Großstadt wie Brüssel und meinem Budget, wir haben Familien, die mich ein wenig kannten, gefragt und irgendwann wussten alle Lehrer der Schule Bescheid und haben sich umgehört. Wir haben uns wirklich Mühe gegeben. Auf einen Einfall einer Lehrerin habe ich dann nach zwei Wochen einen kleinen Text in die wöchentliche Rundmail an die Eltern geschrieben, indem ich erklärte, wer ich sei und, dass ich auf der Suche nach einem Zimmer bin.
Ich habe viele Angebote bekommen, „übergangsweise“ oder „für ein paar Tage“ bei Lehrern oder Eltern unterzukommen, aber das wollte ich nicht recht. Zweimal umziehen schien mir ein unnötiges Mal zu viel und ich hatte ja gedacht, dass ich schnell etwas finden würde.
Wiederum eine Woche später (nach meiner Nachricht an die Eltern) hatte ich darauf noch keine Antwort erhalten, was mich immer niedergeschlagener hat werden lassen. Dann waren in der Schule viele Lehrer und Kinder krank, da es von einem auf den anderen Tag ziemlich kalt wurde und dazu fehlte mir eine Energiequelle, da ich, wenn ich „zuhause“ war, keine neue Kraft schöpfen konnte, sondern auch das für mich anstrengend gewesen ist. Dann lag also auch ich krank im Bett und war freitags nicht in der Schule.
Weit weg von zuhause, ist krank sein sowieso schon nichts Schönes- da hat man zu viel Zeit für Gedanken- und noch dazu war ich immer noch an dem Ort, an dem ich mich nicht wohlfühlte. Ich kann euch sagen, dass ist keine schöne Kombination.
Doch dann ist etwas passiert, worüber ich mich so sehr gefreut habe, dass das zu einer schnellen Genesung verholfen hat und wodurch so langsam meine Lebensfreude zurückgekommen ist. Okay, ich gebe zu, das mag dramatischer klingen, als es wirklich war, aber mir ging es nicht besonders gut und ich will versuchen euch zu vermitteln, wie glücklich mich eine Nachricht machen konnte:
Eine Familie der Schule hat sich auf meine Nachricht im Elternbrief gemeldet! Sie hätten ein Gästezimmer frei, in ihrem Haus, von welchem man mit der Metro und etwas Fußweg circa 15min zur Schule bräuchte. Ich könne ja mal vorbeischauen und wenn ich mich wohlfühle und wir uns verstehen, dürfe ich bei ihnen gerne einziehen.
Die beiden Kinder der Familie (3 und 4 Jahre alt) gehen in der Kindergarten der Steinerschool und nachdem ich sie am Dienstag darauf besucht habe und mich direkt so wohlgefühlt habe und mir gut vorstellen konnte mit und bei der Familie zu leben, bin ich letzten Samstag (den 29/09/2018) bei ihnen eingezogen. Habe in der alte Familie meine Koffer wieder ganz gepackt, ein Bett abgebaut und verfrachtet und hier alles unter das Dach geschleppt und wieder aufgebaut.
Jetzt lebe ich in Anderlecht, das ist eine der 19 Gemeinden der Region Brüssel Hauptstadt (es ist so gesehen kein Stadtviertel von Brüssel, aber inzwischen mit der Stadt zusammengewachsen, sodass das keinen großen Unterschied macht). Von hier aus bin ich wie gesagt in 15min in der Schule und mit der Metro brauche ich etwa 10min bis ich im Zentrum Brüssels bin.
In wenigen Worten beschrieben: Mir geht es hier sehr gut und ich bin glücklich hier zu sein.
Die Familie ist sehr nett, sie kochen gut, die Kinder sind lieb und mein Zimmer ist sehr schön und gemütlich. Ich habe richtig das Gefühl hier angekommen zu sein. Ich konnte meinen Koffer endlich auspacken, ein paar Bilder aufhängen und mich hier einrichten. Ich kann jetzt Brüssel vor der Haustür entdecken und ich lebe in einer Großstadt, wie ich mir das am Anfang gewünscht und vorgestellt habe. Ich bin der Familie sehr dankbar mich aufgenommen zu haben und ich glaube das Zusammenleben wird gut klappen.
Auch in der Schule freuen sich alle mit mir, dass ich endlich etwas gefunden habe und heute meinte eine Lehrerin zu mir, dass man mir anmerken würde, dass es mir gut geht, ich würde strahlen und das beschreibt bestimmt am allerbesten, mit welchem Lächeln ich wieder unterwegs bin.
Ich kann meiner Betreuerin wirklich nicht vorwerfen, sich nicht bemüht zu haben, es war einfach nicht leicht etwas zu finden. Noch dazu hat niemand mal eben ein neues Zimmer im Hut, dass man einfach hervorzaubern könnte.
Euch habe ich nicht direkt daran teilhaben lassen, weil es einfacher ist, jetzt im Nachhinein darüber zu erzählen. In der Situation, in der ich nicht wusste, wie es ausgehen würde, wollte ich nicht erzählen, dass ich gerade nicht sehr glücklich bin und noch dazu hättet ihr mir ja auch nicht helfen können. Ich hatte aber viele Menschen hier, die mir geholfen haben und die paar unter euch, die fast zeitgleich mitbekommen haben, wie es mit der Suche voran ging. Und jetzt seid ihr einfach alle wieder ganz dabei.
Bis zum nächsten Mal, grüßt euch eine fröhliche Gwen
4 Replies to “Wie und wo ich lebe.”
Goedemorgen liebe Gwen, wir haben ja schon mit Dir gelitten, von Dir aber nochmal zu hören, dass es Dir richtig gut geht und Du glücklich bist, freut mich sehr sehr, lässt mich auch glücklich sein!!! Lass es Dir gut gehen, mit der entspannten Situation in Deiner neuen Unterkunft kannst Du es jetzt ja einfach laufen lassen! Ich freue mich mit Dir, bin gespannt, was Du zu erzählen hast, wenn wir uns wiedersehen! hartelijke groeten Deine Yvi
Dankeeee! 😀
Dann viel Erfolg beim Durchstarten. 😁
Dankeschön!:)