Erste Weihnachtsstimmung in Brüssel
Ihr lieben lesenden Menschen,
Ich gebe es zu, ich habe euch einen ganze Weile auf einen neuen Beitrag warten lassen. Doch wie ihr sehen könnt stehen hier jetzt wieder ein paar liebevoll und mit Freude geschrieben Zeilen über meine letzte Zeit.
Es ist fast Mitte Dezember, es sind noch gute zwei Wochen bis Weihnachten, und das Jahr geht so langsam zu Ende. Der sonnige Herbst, den ich hier erleben konnte, hat sich zunehmend in eine graue und kahle Welt verwandelt, eine Menge Regen und winterliche Kälte mitgebracht und mir selber damit ein bisschen fröhliche Motivation genommen. Dann wurde ich dank der Magen-Darm-Grippe in der Schule, die der Reihe nach fast das ganze Kollegium und sehr viele Kinder erwischt hat, auch noch krank und nebenbei ist auch nicht besonders viel passiert, wovon ich hätte erzählen können. Es war einfach ein bisschen Alltag. 😉
Meistens bin ich abends, ich laufe seid einiger Zeit nach der Schule im Dunkeln durch die Straßen, müde vom Tag nach Hause gekommen und habe mich mit Lesen und Filme schauen begnügt und irgendwie war die Lust mal wieder etwas für euch zu schreiben nicht vorhanden.

Die letzten Wochen habe ich also sehr viel Zeit mit mir selbst verbracht, bin gedanklich viel unterwegs gewesen und habe versucht meine inneres Licht mit seiner Wärme durch die winterlichen Zeit nicht erlöschen zu lassen.
Ihr seht, abgesehen von Filmanalysen wären wahrscheinlich wenig spannende Berichte von mir gekommen, doch da meine Erkältung immer besser wird und ich dieses Wochenende Zeit und neue Motivation für einen Bericht gefunden habe, dürft ihr es euch jetzt gemütlich machen und euch gedanklich Richtung Brüssel bewegen, denn davon kann ich euch heute wieder etwas erzählen.
Nicht nur gedanklich sondern so ganz und richtig hat sich letztens Wochenende meine Freundin Vicky auf den Weg hierher gemacht, um mich zu besuchen.
Am Donnerstagabend, den 29/11/2018, ist sie nach einer längerer Fahrt mit dem Bus in Brüssel angekommen, wo ich sie dann abgeholt und mit kleinem Umweg zu mir nach Hause gebracht habe. Nachdem wir den Abend im Wohnzimmer verbracht haben und wir uns überlegt hatten, womit wir die gemeinsamen Tage verbringen wollen, hat sie sich am nächsten Tag die Innenstadt von Brüssel mit ein paar Tipps meinerseits etwas alleine angeschaut, während ich wie üblich arbeiten gegangen bin.
Freitagabends hat sie mich dann an der Schule abgeholt, dank meiner ausführlichen Wegbeschreibung hat sie den Weg auch fast sehr gut gefunden (ich hatte vergessen, dass es doch mehr Zebrastreifen in der Straße gibt, als den einen, von dem ich gesprochen habe…) und wir haben den Tag mit einem gemeinsamen Abendessen mit meiner Gastfamilie ausklingen lassen. Sie hat meine (für ungewohnte Ohren doch etwas lauten) Gastgeschwister kennengelernt und nachdem die zwei geschlafen haben, saßen wir noch mit meinen Gasteltern am Tisch und haben erzählt, das war richtig schön!
Am nächsten Morgen haben wir uns wie geplant gegen halb zwölf auf den Weg in die Stadt gemacht, wo wir uns, wie den nächsten Tag auch, durch Wind und Regen in unterschiedlicher Intensität gekämpft haben. Wir haben, soweit man blicken konnte, die Aussicht über die Stadt bei einer Tasse Kaffe bzw. Kakao genossen, sind über den Großen Markt/ Marktplatz gelaufen, an Manneken Pis vorbei und durch die Gassen, die ich so mag- ich habe an dem Tag die Fremdenführerin gespielt, indem ich Vicky alles gezeigt habe, was ich selber schon kannte.
Um langsam Weihnachtsgefühle an diesem ersten Adventswochenende aufkommen zu lassen, haben wir gemeinsam den kleinen Weihnachtsmarkt, der samstags in meiner Schule stattfand, besucht, wo sie gleichzeitig auch meinen Arbeitsplatz kennenlernen konnte. Da wir abends das Haus für uns hatten, haben wir es uns wieder drinnen im Warmen mit Tee und Weihnachtsmusik gemütlich gemacht, erzählt und die Zeit zusammen genossen.
Am nächsten Tag war ich dann auch als Fremde unterwegs, als wir uns gegen Mittag in den Norden der Stadt begeben haben, um uns das bekannte Wahrzeichen Brüssels anzusehen: das Atomium.
Da der Besuch des Inneren dieses riesige Eisenmodells für uns zu teuer war und es sich nach persönlichen Empfehlungen nicht wirklich lohnt sich in die langen Schlangen einzureihen, waren wir nicht sehr lang dort und sind nach ein paar Fotos weiter gezogen.
An diesem Sonntag, den 02/12/18, waren alle öffentlichen Transporte in Brüssel umsonst, denn in der Stadt war ein Klimamarsch geplant. An der Demonstration unter dem Namen „Claim the climate“ sollte jeder die Möglichkeit haben teilzunehmen und wir haben diese für Vicky kostenlose Reisemöglichkeit voll ausgenutzt, denn unser nächsten Ziel war der Parc Cinquenaire/ Jubelpark, der das Ziel des Marsches war und wo ab drei Uhr etwa Programm mit Musik und Essenständen für die Mitläufer angeboten wurde.
Um uns die Demonstration von Nahem anzuschauen und dabei die Möglichkeit zu nutzen Vicky den Park zu zeigen, sind wir dann also in den Südosten der Stadt gefahren, wo wir beim Verlassen des Metrotunnels mal wieder von Nieselregen empfangen wurden.
Am Park angekommen trafen wir allerdings nur auf die letzten vorbereitenden Helfer für das „Fest“, also haben wir uns auf den Weg gemacht an ein paar, zum europäischen Viertel gehörenden, verglasten Hochhäusern vorbei, um dem Zug entgegenzulaufen.

Am Ende der „Rue de la loi“ haben wir auf der Anhöhe gestanden und den ewig langen Zug von etwa 60.000 Menschen auf uns zukommen sehen, um uns ihnen für die letzten Meter anzuschließen, als sie unsere Höhe erreicht hatten.
Zum einen die Demonstration zu sehen und zum anderen ein kleiner Teil davon zu sein, war ziemlich ergreifend wie ich fand. Wir hatten fast eine halbe Stunde lang die Menschen auf uns zukommen sehen, um dann von einer Art Welle erfasst zu werden, in der einige mit Plakaten, andere einfach stillschweigend und wieder andere mit rhythmischer Musik unterwegs waren.

Vom Park aus sind wir in überfüllten Straßenbahnen auf einen Mittagssnack in ein Café gefahren, in das ich schon länger wollte und welches auf dem Weg zu unserem nächsten Halt lag: Das Hortamuseum.

Victor Horta war ein Künstler, der zu Beginn des letzten Jahrhunderts lebte und im Stil der Kunstrichtung des Jugenstils in Brüssel viele Häuser errichten und einrichten ließ. In seinem früheren Wohnhaus, hier in der Stadt, ist heute ein Museum, welches das Ausstellungsstück selbst ist. Im Inneren ist alles soweit gelassen oder restauriert worden, wie es zu seinen Lebzeiten war, sodass man sich auf eine Entdeckungstour in seinen Haushalt begibt und von seinem Schlafzimmer über das seiner Tochter und die Küche der Bediensteten, alles im Jugendstil eingerichtet, besichtigen kann. Ich mochte das Haus mit seinen verschlungenen Treppen und Etagen und wir hatten beide unseren Spaß dabei noch mehr über den Jugendstil zu lernen, den wir damals gemeinsam im Kunst LK nicht sehr ausführlich behandelt hatten.
Den Abend haben wir dann, für die ersten Winter und Weihnachtsgefühle unsererseits, auf dem Weihnachtsmarkt in Brüssel rund um die Börse verbracht. Haben Kinderpunsch getrunken und Waffeln gegessen, sind an den Ständen vorbeigeschlendert und haben uns auf dem Marktplatz, sowie auf dem Platz vor der Kirche Sainte-Catherine eine Lichtinstallation angeschaut, die die Häuser und Kirche zu Musik begleitet, beleuchtet hat.

Müde vom vielen Laufen und den ganzen Eindrücken sind wir abends ins Bett gefallen, sodass Vicky am nächsten Morgen fast ausgeschlafen den Rückweg antreten konnte und ich mich wieder auf den Weg in die Schule gemacht habe.
Ich glaube wir hatten zusammen eine wunderschöne Zeit, die genau die richtige Mischung aus zuhause nichts tun und Tee trinken und unterwegs sein und Dinge besichtigen hatte. Ich denke außerdem, dass Vicky bei ihrem Besuch wirklich alles mögliche an belgischen Klischees sehen oder probieren konnte. Wir haben Pommes, Waffeln und Pralinen gegessen, belgisches Bier getrunken, es hat geregnet und mit dem Glück, dass wir uns sonntags sorgen- und kostenfrei bewegen konnten, hat sie glaube ich alle wichtigen und schönen Plätze der Stadt kennengelernt. Zumindest, die die ich bis jetzt kenne und als solche betiteln würde.
Ich kann nur sagen, dass ich mich nach diesem Wochenende auf jeden weiteren Besuch freue, der noch ansteht und dem ich meine neue Heimat zeigen kann!
Von meinem anderen Besuch am nächsten Wochenende, von dem ich dann auch gerne erzählen will, berichte ich dann bald- ich habe vor den zeitlichen Abstand dazwischen etwas kürzer ausfallen zu lassen…
Bis dahin, liebe Grüße,
Eure Gwen
2 Replies to “Erste Weihnachtsstimmung in Brüssel”
Hey Gwen,
ich wünsche dir trotz des schlechten Wetters eine schöne stimmungsvolle Vorweihnachszeit. Kleiner Trost: hier ist auch richtiges Mistwetter!
Liebe Grüße
Silja
Dankeschön! Die wünsche ich dir auch:)