Im Süden ist‘s kalt….
Da am Sonntag die Mail über die Veröffentlichung nicht raus ging- hoffen wir mal, dass es hier geklappt hat!
Wie ein langer Spaziergang durch Brüssel, mein letzter Test im Sprachkurs und das kalte Wetter zusammenhängen erfahrt ihr, wie versprochen, in diesem Text.
Am letzten Samstag, den 18/01/2019, war ich nochmals in dieser Woche mit Miriam verabredet, diesmal aber nicht drinnen im warmen sitzend, sondern dick eingepackt in Winterjacken, Schals und Mützen in den Straßen und Gassen der belgischen Hauptstadt.
Eine Studentenorganisation in Brüssel, die sich „Use-it“ nennt, hat sowohl auf ihrer Website, als auch in Form eines Stadtplans, Tipps und Sehenswürdigkeiten über die Stadt bei Studenten gesammelt, sodass diese dementsprechend nützlich sind, wenn man als junger Reisender unterwegs ist. Auf dem Plan kann man sowohl alle möglichen günstigen Übernachtungsmöglichkeiten sehen, als auch Waschsalons und Supermärkte und auch gute Pommesbuden sind markiert– eben Dinge, die man braucht, wenn man mit wenig Geld auf Reisen ist. 😉
Neben ein Liste voller Dinge, die man von ihnen als Insidern erhält, werden einem drei Touren durch Brüssel vorgeschlagen, die man selbstgeführt machen kann. Dadurch kann man unglaublich viele schöne Läden entdecken, durch Straßen laufen, in die man vorher vielleicht nicht eingebogen wäre und Dinge sehen, die einem erst auffallen, wenn man darauf hingewiesen wird und dabei die Stadt immer besser kennenlernen, sei man nun ein Wochenende dort oder ein Jahr.
An einem wunderbar sonnigen Wintervormittag haben Miriam und ich uns also verabredet, angestoßen von meinem Motivationsschub der Unternehmungslust, um endlich mal so eine Tour zu machen. Unsere Entscheidung, welche der drei in Frage kommt, fiel uns relativ leicht, da wir die Gegend um den Place Flagey sowieso erkunden wollten, haben wir uns für den „South Walk“ entschieden, der an dem Platz endet.
Mit der Tram sind wir bis zur „Zuidstation“ gefahren und von dort zum Startpunkt des Spaziergangs dem „Place du Jeu de Balle/ Vossenplein“ gelaufen. Dort findet jeden Tag ein allseits bekannter Flohmarkt statt, worüber wir auch kurz geschlendert sind.
Danach ging es weiter durch kleine Straßen bis zum „Hallepoort/ Porte de Hal“, welches das letzte noch vollständig erhaltene Stadttor von ehemals sieben ist, die früher den Durchgang durch die Brüsseler Stadtmauer zuließen. Ein imposantes weißes Gebäude, das, umgeben von einem kleinen Park, heute inmitten von Brüssel steht, markierte damals den Eingang der Stadt im Süden.
Der vorgezeichnete Weg auf der Karte, machte einen Schlenker, den wir uns auf den ersten Blick nicht ganz erschließen konnten, doch beim Einbiegen in die nächste Straße und beim Erkunden der vielen schönen Läden, die es dort gab, haben wir erkannt, warum wir hier entlang geführt wurden.
Neben schnuckeligen Cafés, Bücherläden und einer Bäckerei, die von außen so süß aussah, dass wir ohne die Absicht Teigwaren zu kaufen auch einen kleinen Abstieg in diesen Laden gemacht haben, befanden sich in den Straßen des Viertels Sint-Gillis/ Saint-Gilles besonders viele Häuser im Jugendstil.
Vor allem konnte man das an den vielen unterschiedlichen, liebevoll gestalteten Haustüren erkennen. Mit ihren ungewöhnlichen Griffen und Verzierungen schmücken sie die Hauseingänge, die floralen Ornamente verschönern die Balkone und die Backsteine der Hauswände ergeben Muster, die erkennen lassen, dass diese Gebäude nicht nur zum Zweck gebaut worden sind.
Etwas weiter erwartete uns die Kirche des Stadtteils, gefolgt von einem kleinen Hügel, den wir dann hochgelaufen sind- und nein, nicht wie man sich das auf den ersten Blick vorstellt, über eine grüne Wiese mit Gänseblümchen, sondern zwischen Häusern hindurch, an Läden entlang und an parkenden Autos vorbei, begleitet von Straßenbahnen und Lastern und inmitten des allgemeinen Großstadtlärms.
Am Place de la Barrière, fast ganz oben angekommen, konnte man dann, zwischen ein paar Häusern hindurch, in der Ferne das Atomium erblicken. Hier haben wir uns, von „Use-it“ vorgeschlagen, eine Tüte Pommes als wohlverdientes Mittagessen gegönnt. Mit sowieso schon recht kalten Händen wurde das Pommes essen dann allerdings eine kleine Herausforderung, denn so ist die Feinmotorik bekanntlich schlechter. Vorbei ging es dann am Rathaus und in dem Versuch uns etwas aufzuwärmen, sind wir dann einige Straßen weiter, ein bisschen in der Sonne stehen geblieben, während wir ein paar Skatern und spielenden Kindern auf einem Bolzplatz zugeschaut haben.
Wir sind danach auf unserem Weg, neben weiteren Häusern im Jugenstil, am alten Wohnhaus von Victor Horta vorbeigekommen, wo ich im Dezember gemeinsam mit Vicky im Museum war.
Außerdem an einer Kirche, die eigentlich mal mitten in der Stadt stand, doch aufgrund der Errichtung des Gebäudekomplexes von „De Brouckère“ Stein für Stein abgebaut, auf den Berg transportiert und dort wieder aufgebaut wurde.
Auf der Suche nach einem schönen Café, in dem wir uns sitzend etwas aufwärmen konnten, sind wir durch die „Rue du Bailli“ gelaufen, immer mal wieder unterbrochen von Ladenbesuchen à la „Können wir hier noch kurz rein, das sieht schön aus“, bis wir dann auf ein kleines Café gestoßen sind, mit dem wir beide einverstanden waren. Dort haben wir uns bei einer Tasse Tee/Kaffee wieder aufgewärmt und sind danach noch das letzte Stück bis zum Place Flagey geschlendert, den Berg wieder ein wenig herunter, durch ein paar kleine Nebengassen hindurch, für die wir uns allerdings nicht mehr besonders interessiert haben. Es dämmerte schon und müde vom Tag waren wir auch. Unten angekommen haben wir dann auch nicht mehr, wie kurzzeitig in Erwägung gezogen, noch die Umgebung erkundet, sondern sind gemeinsam zur nächsten Tramhaltestelle gelaufen, Ausschau haltend, ob wir ein Café für das nächste Mal entdecken.
Auch wenn die Luft etwas frisch gewesen ist, so hatten wir doch wirklich Glück mit dem Wetter während unserer Erkundungstour. Die Sonne schien den ganzen Tag und der Himmel kam wunderbar winterblau zwischen den Dächern der Häuser zum Vorschein. Wir haben viele interessante Läden entdeckt, Brüssel weiter kennengelernt und eine schöne Zeit zusammen verbracht. Beschrieben wird die Route mit „This walk is all about coziness“ und das stimmt! Kleine süße Läden und Cafés, liebevoll gestaltete Häuser und dazu allerlei „Schau mal da- wie schön“-Momente haben uns über den Nachmittag begleitet. Die anderen zwei Routen stehen auf jeden Fall auf unserer To-Do Liste.
Am Sonntag habe ich mit der Familie seitens meiner Gastmutter noch den Geburtstag meiner Gastschwester gefeiert, also gab es noch eine Runde Kuchen und ich hatte wirklich nette Gespräche mit ihnen. In solchen Fällen sind die ersten Minuten im Raum etwas eigenartig. Ich bin kein Teil der Familie und trotzdem lebe ich dort, ich kenne das Haus besser, als die Tanten und Onkels, und doch bin ich erstmal eine Fremde. Aber das Gefühl ist ganz schnell verflogen, während ich mich mit der Uroma über ihr Leben ausgetauscht habe und meiner Gastschwester bei ihren ersten Rollschuh-Fahrübungen zur Seite stand. Ich mag meine Gastfamilie wirklich gerne. 😀
Wie mit diesem Text jetzt mein Sprachkurs zusammenhängt, fragt sich eventuell der ein oder andere. Nun, den Beitrag wollte ich eigentlich am Montag oder Dienstag direkt nach dem letzten veröffentlichen. Nachdem ich am Wochenende allerdings das Niederländisch Lernen für den letzten und großen Test am Montag aufgeschoben hatte, ging das Montagmorgen vor. Doch abends in der Sprachschule habe ich dann erfahren, dass ich mich vertan hatte und erst Dienstag der Test anstand. Soweit so gut, doch meine Lehrerin hat mir dann eröffnet, dass ich am Ende dieses A1 Sprachkurses am nächsten Abend schon den Test für das Ende vom A2 Nievau machen darf, um zu sehen, ob ich den Kurs nicht überspringen kann. Mit etwas flauem Magen vor Aufregung und dem Ziel diesen Test auf jeden Fall bestehen zu wollen, habe ich den Dienstagmorgen also damit verbracht mir zumindest in Teilen Dinge anzueignen, die ich im nächsten Sprachkurs erst erlernen würde. Der Imperfekt zum Beispiel, ich wollte zumindest schon einmal davon gehört haben…
Ich kann euch mit Freuden berichten, dass der Test super gelaufen ist und mein nächster Sprachkurs jetzt für das B1 Niveau sein wird und ich zusätzlich noch in den schnelleren Kurs kommen werde. Dort, behandelt man die Themen etwas zügiger und ich wünsche mir, dass ich seltener, als im alten Kurs, kleine Momente der Langeweile habe, wenn meine Lehrerin die Grammatik gefühlt das zehnte Mal erklärt. So musste ich also das Verfassen dieses Beitrages etwas verschieben, doch es hat sich ja gelohnt!
Die folgenden Tage habe ich in der Schule dann zum einen damit verbracht sämtlichen Kindern Handschuhe anzuziehen und das ist in der Tat eine nervige Arbeit, wenn man bei kleinen Dreijährigen Fingerhandschuhe auf jeden Finger fummeln darf, da nicht alle Fäustlinge besitzen, die wesentlich leichter anzuziehen sind, ehrlich… wahlweise auch damit kalte Kinderhände in der Mittagspause wieder warm zu rubbeln, Schlitten Fahrten über den Pausenhof zu organisieren und Kinder zu trösten, die von Schneebällen erschlagen worden waren, denn zum Winterwetter, fiel endlich der passende Schnee vom Himmel. Die ganze Stadt war für zwei Tage mit weißen Puder bestreut, bevor es, erst sich in Matsch verwandelnd, wieder verschwunden ist.
Geblieben ist die kalte Luft, die weißen Wölkchen, wenn man ausatmet und die Vorfreude auf den Frühling. Gemischt mit wohliger Wärme, wenn ich mich daran erfreue, was ich schon wieder erleben durfte und erkenne, dass meine Unternehmungslust ansteckt und Pläne umgesetzt werden, denn ich bin gleich mit Lotta im Museum verabredet.
Bis zum nächsten Mal, sendet euch erfrischte Grüße,
eure Gwen
2 Replies to “Im Süden ist‘s kalt….”
Oh, solche Routen von Locals mag ich auch sehr. Für uns kannst du dir mal das Magritte-Museum vormerken. 😊
Mach‘ ich, das ist zu empfehlen! Andere Wünsche zum Stadtbummel werden auch gerne entgegen genommen 😉