Kinder machen immer noch Lärm ;)
Ich habe übrigens nicht nur frei, obwohl ich gerade schon wieder Ferien habe…
Im letzten Text, in dem ich aus meinem Arbeitsleben in der Schule erzählt habe, letzten Herbst, habe ich meine beiden Hauptaufgaben aus der Mittagspause und dem Hort beschrieben. Falls ihr den nochmal lesen wollt, um eure Erinnerung aufzufrischen, dann klickt einfach hier drauf, bevor ihr weiter lest.
Ich dachte mir, bevor es so wirkt, als würde ich hier nur auf Reisen sein, mich in Museen und schönen Cafés amüsieren, kommt heute mal ein Beitrag über die Schule. (Der schon länger fertig, aber unbeartbeitet auf meinem Computer darauf wartet von euch gelesen zu werden…).
Denn auch, wenn der Freizeitanteil während meines Aufenthalts in Brüssel recht groß ist, so gehe ich doch fünf Tage die Woche dorthin. Bin abends meistens müde, weil Arbeit mit Kindern nunmal anstrengend ist, deshalb verbringe ich die Zeit dann oft zuhause und freue mich einfach darauf in mein Bett zu fallen.
Wenn ich morgens um halb elf in der Schule ankomme, habe ich noch zwei Stunden Zeit bevor wie im letzten Text erwähnt die Mittagspause um 12:30 anfängt. In der Zeit gehe ich in verschiedene Kindergartenklassen. Ich habe dafür einen Stundenplan, der aber immer mal wieder durcheinander kommt, weil was ausfällt oder ich spontan irgendwo gebraucht werde oder so, also dient der eher als Orientierung.
Montags gehe ich, im vier Wochen Rhythmus in eine der „größeren“ Klassen. Die heißen „Kleuterklassen“ und werden von Kindern zwischen vier und sechs Jahren besucht.
Hier betrete ich meistens die Klasse am Ende der freien Spielzeit, sodass ich, manchmal kann ich noch kurz mitspielen, dann beim Aufräumen helfe, bevor es, das ist je nach Klasse verschieden, eine Kleinigkeit zu Essen gibt und wir uns alle anziehen für ein bisschen Spielzeit draußen. Die ist aber in diesem Fall nicht unten auf dem großen Kinderspielplatz, sondern in einem kleinen grünen Teil vor dem jeweiligen Teil des Klassenzimmers. Dort beaufsichtige ich dann mit der Lehrerin die Gruppe. Während es am Anfang recht wenig Austausch zwischen uns gab und wir halt auf die Kinder aufgepasst haben, so wurde es im Laufe der Zeit und der Verbesserung meiner Niederländisch Kenntnisse zu einem angenehmen Moment des Tages, in dem wir uns austauschen. Nebenbei drehen wir Springseile, schlichten den ein oder anderen Streit oder achten darauf, dass die Kinder in dem Teil bleiben, wo sie sollen und nicht die weitere Umgebung erkunden.
Danach geht es mit den Klassen nach drinnen zum gemeinsamen Mittagessen. Jedes Kind hat von zuhause etwas mitgebracht, was dann ausgepackt wird. Ich finde man kann daran, neben den offensichtlichen Dingen, erkennen, dass es sich um einen Waldorfkindergarten handelt. Abgesehen von ein paar Regeln, wie das Verbot Schokolade mit in die Schule zu nehmen, befinden sich im Allgemeinen sehr viel Gemüse, Obst und Vollkornbrot in den Brotdosen. Wahlweise finden sich auch Erbsensuppen, Nudeln mit Auberginen und getrockneten Tomaten, Couscous-, Quinoagerichte oder Sushi darin, was alles mit Freude verzehrt wird. Ja, natürlich gibt es auch die Fälle von Brot mit Marmelade und süßen Teilchen als Mittagessen, aber das ist wirklich seltener der Fall. Spätestens wenn man die Brote sieht, die mit herzförmigen Käsescheiben belegt worden sind, kann man erkennen, dass jedes Essen mit Liebe für die Kinder zubereitet worden ist.
Während des Essens ist es still, das klappt in manchen Klassen besser als in anderen, doch zumindest für den ersten Teil der Mahlzeit sollen die Kinder sich nicht nebenbei noch unterhalten. Ich fand das am Anfang recht ungewöhnlich, wenn es dann auf einmal (ganz) still wurde, ist es doch schön, wenn man am Tisch zusammenkommt und sich unterhält, doch ich verstehe auch gut, dass es diese Regel gibt. Zum einen konzentrieren sich die Kinder dann auf’s Essen und beschäftigen sich nicht mit der Geschichte, die der Nachbar zu erzählen weiß und zum anderen ist es tatsächlich aus Lehrersicht ein entspannter Moment, wenn die Klasse eine Zeit lang ruhig ist und jeder sich einfach ein bisschen mit sich selber beschäftigt. Egal wie still es letztlich ist, die Idee der ruhig verlaufenden Mahlzeit kennt jeder und versucht sie eben mehr oder weniger umzusetzen. Außerdem ist den Kindern nicht vollkommen verboten zu reden, es darf schon mal was gefragt werden und ab einem gewissen Punkt, spätestens, wenn die ersten Kinder fertig sind mit essen, löst sich die Ruhe dann auch auf.
Meistens noch bevor die Klasse fertig ist, mache ich mich dann auf den Weg ins Lehrerzimmer, um mir meine Gummistiefel anzuziehen, eine kurze Pause zu haben – im Winter kam noch eine Tasse Tee zum Aufwärmen hinzu – bevor ich mich auf den Weg zum Pausenhof der Kleinen mache. Nach der einstündigen Mittagspause komme ich, bei kälteren Temperaturen meistens etwas durchgefroren, wieder zurück ins Lehrerzimmer, wo ich dann meine Essenspause habe.
Dadurch, dass ich so spät in der Schule ankomme, kann ich leider keine Aktivitäten mitmachen, sodass ich zum Halbjahr meinen Stundenplan verändern durfte und nun jeden Donnerstag schon um 8:35 anfange. So kann ich auch die morgendlichen Aktivitäten einer Klasse mitbekommen, wie Brot backen, malen oder Obstsalat zubereiten.
Donnerstags und freitags habe ich, hier im Zweiwochenrythmus, die Vormittage in den „Peuterklassen“ verbracht, die von Kindern zwischen 2 ½ und 4 Jahren besucht werden. Dort bin ich für die Lehrer noch mehr eine Hilfe und für die Kinder weniger ein Spielpartner, als bei den Älteren. Hier komme ich meistens an, wenn sie gerade nach draußen gehen, sodass ich vor allem im Winter dann dabei geholfen habe, dass jedes Kind ordentlich eingepackt ist. Dann bleiben wir mit ihnen etwa 30/40 Minuten draußen auf dem großen Spielplatz, wo mittags auch die Pause für alle Kindergartenklassen ist. Dort haben die Kleinen dann mehr Platz und auch mal die Möglichkeit Laufrad zu fahren, denn diese werden mittags gerne schnell von den „Großen“ besetzt.
Danach geht es auch für sie zum Mittagsessen nach drinnen, das wie bei den Älteren mit einem Spruch begonnen und beendet wird. Mit gut gefülltem Bauch geht’s dann auch hier für die einstündige Mittags- und Verdauungspause nach draußen.
Während die „Peuters“ am Nachmittag schlafen, haben die Kleuterklassen noch Aktivitäten oder schlafen zweimal die Woche auch noch, sodass ich nicht wirklich gebraucht werde. Also habe ich dann die Möglichkeit die Schulklassen der Grundschule zu besuchen. Montags und Dienstag helfe ich der Handarbeitslehrerin in der ersten und zweiten Klasse, was mir viel Spaß macht, vor allem, weil es wirklich etwas anderes ist mit Schulkindern zu arbeiten und ihnen etwas beizubringen, als den jüngeren im Kindergartenalter.
Nachdem ich meine Strickkenntnisse wieder aufgefrischt hatte, entknote ich jetzt in den ersten Klassen Strickarbeiten, korrigiere Fehler oder nehme neue Maschen auf. Ich bin für die Lehrerin die dritte und vierte Hand, denn bei 20 Kindern alleine sämtliche Fehler auszubessern braucht schon lange. Ich kann dank dem Unterricht der zweiten Klasse jetzt Häkeln, oder zumindest die Theorie, ich halte selber selten eine Arbeit in der Hand, sondern schaue zu und helfe bei der Handhaltung oder unterhalte mich mit den Kindern.
Donnerstags und freitags steht mir der Nachmittag zur freien Verfügung und nachdem ich gleich zu Anfang gesagt bekommen habe, dass ich mir meinen Weg an der Schule suchen muss und mir einfach selber Aufgaben geben kann, nutze ich diese Nachmittage, bevor der Hort beginnt, um mich anderweitig nützlich zu machen. Ich räume im Lehrerzimmer auf, säubere Tische, erledige oder helfe bei kleinen Aufgaben anderer Lehrer oder verräume übrig gebliebene Dinge des letzten Festes. Ein Projekt zum Beispiel, waren die Medizin- beziehungsweise Erste-Hilfe-Kästen. Erst habe ich versucht zu verstehen, welches Produkt wofür gedacht ist, habe dann jeden Kasten auf Vollständigkeit (und Ablaufdatum) geprüft, aufgeräumt und wieder aufgefüllt. Ob ihr es glaubt oder nicht, man kann damit schonmal fast einen Monat beschäftigt sein… und so ziehe ich dann durch die Schule, erledige Kleinigkeiten, von denen ich erkenne, dass sie gemacht werden könnten, wofür aber niemand wirklich die Zeit hat und freue mich, wenn ich irgendwie helfen kann.
Um 15:30 beginnt der Hort, wo ich, wie beim letzten Mal beschrieben, auf Kinder aufpasse, sie gegebenenfalls verarzte – jetzt mit ganz frischen Medizinkästen – und Namen scanne. Bevor ich mich auf den Heimweg mache, manchmal mit meinen Gastgeschwistern, die ich mit nach Hause nehme und manchmal alleine. Bevor ich müde, vor allem von dem Lärm, der mich so umgibt, ins Bett falle. Ab und zu babysitte ich noch und habe erst, nachdem bei den beiden die Augen zugefallen sind, meine Ruhe, doch meistens ist das schon früher, wenn ich nach dem Abendessen in meinem Zimmer ankomme.
Am nächsten Morgen geht es dann wieder auf zur Schule und tatsächlich stiehlt sich meistens kurz bevor ich die Schule erreiche ein Lächeln in mein Gesicht, wenn ich daran denke, was mich erwartet und wie gerne ich doch dorthin gehe, um helfen zu können.
Vor allem die Dankbarkeit der Lehrer, die mir entgegengebracht wird und die mich immer wieder spüren lässt, dass ich tatsächlich helfe und Arbeit abnehmen kann, macht meine Arbeit zu einer wundervollen Zeit meines FSJs.
Liebe Grüße also, von einer zufriedenen Gwen, die wirklich mehr als glücklich mit ihrem Arbeitsplatz ist 😉